Entscheidungen treffen oder besser entdecken?

 

Es ist für uns selbstverständlich im Alltag davon zu sprechen, dass wie Entscheidungen fällen oder treffen. Das Leben ist eine lange Kette von Entscheidungen und noch nie konnten wir so vieles selbstbestimmt entscheiden wie heute. Zahlreiche Entscheide treffen wir jeden Tag leicht und schnell. Was esse ich zum Frühstück? Wie fahre ich zur Arbeit? Darüber zerbrechen wir uns nur selten den Kopf und uns ist oft nicht einmal bewusst, dass auch diese täglichen Handlungen persönliche Entscheidungen sind. Es gibt jedoch Entscheidungen im Leben, die uns deutlich schwerer fallen.

 

 

Sobald beispielsweise die Auswahl grösser wird, fällt uns das Entscheiden schon weniger leicht. Wir sprechen dann von der «Qual der Wahl». Der Anspruch alle Vor- und Nachteile jeder Option überblicken zu müssen, kann uns überfordern und uns im Handeln lähmen. Auch Entscheidungen, die grossen Einfluss auf unser gesamtes Leben haben, treffen wir in der Regel nicht leicht. Hier setzen Entscheidungen plötzlich Mut, Kreativität und Selbstbewusstsein voraus, da nicht die ganze Zukunft in aller Konsequenz durchgedacht und geplant werden kann und mit Unsicherheiten umgegangen werden muss.

 

 

Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert galt die vorherrschende Meinung, dass Menschen rational entscheiden. Seit der portugiesische Neurologe Antonio Damasio entdeckt hat, dass der Verstand ohne Gefühl nicht entscheiden kann und seine Erkenntnisse in seinem Buch «Descartes’ Irrtum» veröffentlich hat, hat sich zunehmend die Erkenntnis verbreitet, dass wir Menschen aus guten Gründen also beides haben, Gefühl und Verstand. Das Geheimnis guter Entscheidungen liegt darin, beide mitreden zu lassen und sich genügend Zeit zu lassen.

 

 

Wenn Sie also das nächste Mal vor einer wichtigen Entscheidung stehen, erstellen Sie eine Liste mit allen Möglichkeiten und deren Pro- und Kontrapunkte. Beobachten Sie bei wichtigen Entscheidungen aber auch Ihre Gefühlslage. Was motiviert Sie? Was blockiert Sie? Angst, Leistungsstress, Unsicherheit? Oder kennen Sie negative Gefühle aus einer früheren Entscheidung? Entscheidungen für etwas bedeuten oft auch (Ent-)Scheidung von etwas. Nicht immer ist uns bei schwierigen Entscheidungsfindungen bewusst, was uns im Verlaufe der Zeit eben doch auch ans Herz gewachsen ist und wovon wir uns nur ungerne trennen. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen und sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Nehmen Sie sich Zeit und versuchen Sie Ihren Gefühlen auf die Schliche zu kommen. Entdecken Sie schliesslich in dieser Auseinandersetzung mit Ihren eigenen Gefühlen und den verstandesmässigen Fakten die für Sie richtige Entscheidung.

Autorin: Lea Haas, Berufsleben